by Ulrich Kriest | Filmdienst 5/2014
Seit 1996 hat der Filmemacher Michal Kosakowski unterschiedlichen Menschen Gelegenheit gegeben, ihre Mordfantasien als Kurzfilm in Szene zu setzen. Einzige Bedingung: Sie mussten in diesen Filmen selbst mitwirken, ob als Täter (in der Regel) oder auch als Opfer (eher die Ausnahme).
Einzige Bedingung: Sie mussten in diesen Filmen selbst mitwirken, ob als Täter (in der Regel) oder auch als Opfer (eher die Ausnahme). Die durchaus aufwändig und künstlerisch ambitioniert inszenierten und mitunter durch ihre Drastik schockierenden Filme mit ihren Dokumentar- und Genrefilm-Referenzen wurden dann als Installationen im Rahmen von Kunstausstellungen präsentiert.
In den Jahren 2008 bis 2010 befragte Kosakowski die Mitwirkenden rückblickend zu den Fantasien, die den Filmen zugrunde lagen, zu ihren Selbsteinschätzungen und auch zu weiteren Themen wie dem Wesen des Menschen, zu Folter, Todesstrafe, Krieg oder Religion und montiert aus diesen Quellen eine Mischung aus Filmfragmenten und Interviews, unterlegt mit einschlägiger, mal ironischer, mal reißerischer Musik.
Schon die Ausgangsthese von „Zero Killed“, der auf die Video-Kunst-Installation „Fortynine“ zurückgeht, ist diskussionswürdig. Es geht nicht um Aggression, sondern vielmehr um Mordfantasien, also um zugespitzte Aggressionen, stets gepaart mit einem Moment des Inszenatorischen. „Nur sinnlos zu morden, das schien mir zu fade. Ich brauchte eine Motivation oder einen Rahmen“, erklärt ein Mann in die Kamera, bevor seine Fantasie (blutig) in Szene gesetzt wird: ein älterer Mann wird vor einen heranbrausenden LKW gestoßen. Es geht also nicht nur darum, einen „einfach so“ loszuwerden, den man nicht mag, sondern stets auch um das jeweilige „wie“. Read the rest of this page »